From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 336 from 10.07.1997, Category International

18.WM-Partie in Elista 1996: Karpow macht den Sack zu!

Kamsky versuchte in der 18. Wettkampfpartie noch einmal alles, um das Match wenigstens noch fortzusetzen. Karpow verteidigte sich jedoch überaus geschickt und gab sich keine Blöße.

Weiß: GM G. Kamsky

Schwarz: GM A. Karpow

Damenindisch [E15]
18. Matchpartie

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 b6 4. g3 La6 5. b3 Lb4+ 6. Ld2 Le7 7. Lg2 c6 8. Lc3 d5 9. Sbd2.

Mit dem Textzug weicht Karpow klugerweise von der bis dahin von beiden Parteien geübten Behandlung dieses Abspiels ab: 9. Se5 Sfd7 10. Sxd7 Sxd7 11. Sd2.

9. ...Lb7 10. Se5 0-0 11. 0-0 Sa6 12. e4 c5 13. exd5 exd5 14. Te1.

Weniger gut ist 14. Sg4?! Dd7! 15. Se5 (15. Lh3 Sxg4 16. Lxg4 wäre etwas günstiger für Schwarz) 15. ...Dc8 (Dies ist genauer als 15. ...Dc7 16. dxc5 Sxc5 17. Sg4! und Weiß hat das etwas bessere Spiel) 16. Te1 dxc4 und nun:

A) 17. Sexc4 Lxg2 18. Kxg2 Sd5 (18. ...Db7+ 19. Df3 Dxf3+ 20. Sxf3 Sd5) 19. Lb2 Sab4, mit besserem Spiel für Schwarz, oder

B) 17. Sdxc4 17. ...Lxg2 18. Kxg2 cxd4! mit der Folge:

B1) 19. Dxd4 Db7+ (Auf 19. ...Td8 folgt 20. De3, drohend Sxf7) 20. Kg1 Tad8 (20. ...Sc5) bzw.

B2) 19. Lxd4 19. ...Td8, mit klarem Vorteil für Schwarz, Torre-Karpow, Tilburg 1992.

14. ...cxd4 15. Lxd4 Sc5 16. Sg4.

Dies führt zu einer Abtauschorgie. Allerdings fällt es schwer, eine bessere Fortsetzung vorzuschlagen. So hat Schwarz nach z.B. 16. b4 Se6 17. Lc3 Tb8 nebst ... dxc4 oder ... d5-d4 keinerlei Probleme. Vielleicht wäre ein Abwartezug wie 16. Lb2 das Gegebene.

16. ...dxc4! 17. Sxc4.

Keinen Vorteil verspricht

A) 17. Sxf6+ Lxf6 18. Lxc5 bxc5 19. Lxb7 Lxa1 20. Lxa8 Lc3 21. bxc4 Lxd2, remis, Torre-Adorjan, Wijk aan Zee 1984, oder

B) 17. Lxc5 Lxc5 18. Lxb7 (Jedoch nicht 18. Sxf6+ Dxf6 19. Lxb7 Lxf2+ 20. Kg2 Lxe1 21. Dxe1 Tae8 und Schwarz gewinnt) 18. ...Sxg4 19. Se4 Dxd1 20. Taxd1 Tab8 21. Sxc5 bxc5 22. Lf3 h5 mit völlig gleichem Spiel.

C) 17. Lxb7 Dxd4! 18. Sxc4 (18. Lxa8? verbietet sich wegen 18. ... Sxg4; doch kam 18. Sxf6+ Lxf6 19. Lxa8 Dxa1 20. Dxa1 Lxa1 21. Txa1 Txa8 22. Sxc4, ebenfalls mit gleichem Spiel, in Betracht) 18. ...Dxd1 19. Taxd1 Tad8, mit Ausgleich, oder

D) 17. Txe7 Dxd4! (Auf 17. ...Dxe7 erlangt Weiß mit 18. Sxf6+ gxf6 19. Dg4+ Kh8 20. Dh4 heftigen Angriff) 18. Sxc4 (Nicht 18. Sxf6+ wegen 18. ...Dxf6 19. Txb7 Sxb7 20. Lxb7 Tad8 und Schwarz gewinnt) 18. ...Dxg4 19. Dxg4 Sxg4 20. Lxb7 Sxb7 21. Txb7 Tfb8, mit gleichem Spiel.

17. ...Lxg2 18. Kxg2 Sxg4.

Ausgleich versprach auch 18. ...Se6 19. Lxf6 Lxf6 20. Dxd8 Lxd8 21. Tad1.

19. Dxg4 Lf6 20. Tad1 h5!?.

An dieser Stelle einigten sich Nowikow-Dorfman, Taschkent 1984, auf Remis. Nicht bewährt hat sich hingegen 20. ...Lxd4 21. Txd4 Dc7 22. Sd6, mit etwas besserem Spiel für Weiß. In der 16. Matchpartie Kasparow-Karpow, Moskau 1984, folgte nun 22. ... Se6? (Notwendig war 22. ...Tad8) 23. Txe6!. Schlecht ist nun

A) 23. ...fxe6 wegen 24. Dxe6+ Kh8 25. Tc4 Dd8 (Mit 25. ...Tf6? 26. Dxf6 Dxc4 27. Df3!, und Schwarz verliert, kommt Schwarz vom Regen in die Traufe) 26. Sf7+ Txf7 27. Dxf7, und Weiß hat deutlichen Vorteil. In der Partie folgte statt dessen

B) 23. ...h5 24. De4 fxe6 25. Dxe6+ Kh7 26. Td5?!, mit späteren Remisausgang. Gewonnen hätte indessen:

B1) 26. Tc4! (Dies ist genauer als 26. Se4!? Kh8 27. Td7 Dc1 28. Dd5, obwohl Weiß auch hier einige Angriffschancen erlangt) Dd8 27. De4+ g6 (Ebenso verliert 27. ...Kh8 28. Dd5 Df6 29. Dxh5+ Kg8 30. Dd5+) 28. Db7+ Kg8 29. Tc7 Df6 30. Dd5+ Kh8 31. Sf7+.

21. Lxf6 hxg4 22. Lxd8 Taxd8 23. Se3?!.

Das Spiel ist bereits ziemlich verflacht. Statt des Textzuges war noch zu prüfen: Zwar folgt auf

A) 23. Se5!? f5 24. Sc6 unangenehm 24. ... Sd3!, doch verdiente

B) 23. Txd8 Txd8 24. Te7 Td7 25. Te8+ Kh7 26. b4 (26. Se5 Td2 27. Sxf7 Sd3 räumt Schwarz einiges Gegenspiel ein) 26. ...Sd3 27. a3, mit nur minimal besserem Spiel für Weiß, den Vorzug.

23. ...Sd3! 24. Te2 Se5! 25. Ted2.

Auf 25. Sd5 erwidert Schwarz, wie auch später 25. ... f6.

25. ...Txd2 26. Txd2 g6.

Unter normalen Umständen hätte man sich hier auf Remis geeinigt, doch dann wäre für Kamsky das Match verloren gewesen ...

27. h3.

Ebensowenig erreicht Weiß mit 27. Td4 f5 oder 27. Tc2 f5 28. Tc7 Tf7.

27. ...gxh3+ 28. Kxh3 Te8 29. Kg2.

Auch nach 29. Sd5 Kg7 30. Te2 Te6 31. f4 Sc6 gibt es für Weiß kein Durchkommen.

29. ...Kf8 30. f4 Sc6 31. Kf3 Te6 32. g4 b5 33. Td7 Ke8 34. Td1.

Nichts erreicht Weiß mit 34. Tb7, z.B.

A) 34. ...Te7 35. Txe7+ (Selbst verständlich verbietet sich 35. Txb5?? wegen 35. ...Sd4+) und das Remis ist unabwendbar, oder

B) 34. ...Sd4+ 35. Kf2 Ta6, und das weiße Spiel läßt sich nicht verstärken.

34. ...Se7 35. f5.

In Frage kam auch 35. g5!?, mit der Idee Sg4 nachfolgen zu lassen.

35. ...gxf5 36. gxf5 Tc6.

Gut war auch 36. ...Ta6!?.

37. Ke4 Sg8 38. Ke5 Ta6 39. Td2 Sf6 40. Tc2 Kd8 41. Kd4 Tb6 42. Kc5 b4 43. Kd4 Td6+ 44. Ke5 Ta6 45. Sc4 Ke7 46. Te2!.

In der Hoffnung mittels des Abzugsschach Kd4+ nach c5 zu gelangen, unterbindet der Weltmeister dies mit

46. ...Sd7+ 47. Kf4+ Kf6 48. Td2 Ke7 49. Th2 Sb6 50. Te2+ Kf8!. Genauer als 50. ...Kf6 51. Se3 nebst Sg4.

51. Se3.

Der Schimmel strebt erneut nach d5, was jedoch von Schwarz ebenfalls unterbunden wird.

51. ...Ta5 52. Ke4 Ke7 53. Tc2 Kd6 54. Kd4 Kd7 55. Ke4 Kd6 56. Td2+ Ke7 57. Sg4.

abgebrochen.

57. ...f6!

58. Se3 Te5+ 59. Kf4 Ta5 60. Kg4 Te5 61. Kf3 Ta5 62. Th2 Ke8 63. Ke4 Te5+ 64. Kd4 Ta5 65. Ke4 Te5+ 66. Kf4 Ta5 67. Kg4 Ke7 68. Td2 Te5 69. Td3 Kf7 70. Kf4 Ta5 71. Td6 Ke7!.

Auf 71. ...Txa2 folgt 72. Sg4 nebst Eroberung des f-Bauern.

72. Te6+ Kf7 73. Te4.

Notwendig, da 73. Sg4 Sd5+ 74. Ke4 Sc3+ günstig für Schwarz wäre.

73. ...Txa2 74. Txb4 Ta5 75. Kf3 Te5 76. Td4 Tb5 77. Td3 Sc8 78. Sd5 Se7 79. Sxe7 Kxe7 80. Kg4 a5.

Remis

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